Götterdämmerung, Act 1: "Welch banger Träume Mären"

Welch' banger Träume Mären meldest du Traurige mir!
Der Götter heiligem Himmelsnebel
bin ich Thörin enttaucht;
nicht fass' ich, was ich erfahre.
Wirr und wüst' scheint mir dein Sinn:
in deinem Aug' so übermüde,
glänzt flackernde Gluth.
Mit blasser Wange, du bleiche Schwester,
was willst du Wilde von mir?
An deiner Hand, der Ring,
er ist's; hör' meinen Rath:
für Wotan wirf ihn von dir!
Den Ring? von mir?
Den Rheintöchtern gieb ihn zurück!
Den Rheintöchtern ... ich ...
den Ring? Siegfrieds Liebespfand?
Bist du von Sinnen?
Hör' mich! hör' meine Angst!
Der Welt Unheil haftet sicher an ihm.
Wirf ihn von dir, fort in die Welle,
Walhalls Elend zu enden,
den verfluchten wirf in die Fluth!
Ha! Weißt du, was er mir ist?
Wie kannst du's fassen, fühlose Maid!
Mehr als Walhalls Wonne,
mehr als der Ewigen Ruhm ist mir der Ring:
ein Blick auf sein helles Gold,
ein Blitz aus dem hehren Glanz
gilt mir werth er als aller Götter ewig währendes Glück.
Denn selig aus ihm leuchtet mir Siegfrieds Liebe,
Siegfrieds Liebe!
O ließ' sich die Wonne dir sagen!
Sie wahrt mir den Reif.
Geh' hin zu der Götter heiligem Rath!
Von meinem Ringe raune ihnen zu:
(etwas gedehnt) die Liebe ließe ich nie,
mir nähmen nie sie die Liebe,
stürzt' auch in Trümmern
Walhalls strahlende Pracht!
Diess deine Treue? So in Trauer
entlässest du lieblos die Schwester?
Schwinge dich fort, fliege zu Roß!
Den Reif entführst du mir nicht!
Wehe! Wehe!
Weh' dir, Schwester!
Walhalls Göttern Weh'!
Blitzend Gewölk,
vom Wind getragen, stürme dahin:
zu mir nie steure mehr her!
Abendlich Dämmern deckt den Himmel;
heller leuchtet die hütende Lohe herauf.
Was leckt so wüthend
die lodernde Welle zum Wall?
Zur Felsenspitze wälzt sich der feurige Schwall.
Siegfried! Siegfried zurück?
Seinen Ruf sendet er her!
Auf! Auf! Ihm entgegen!
In meines Gottes Arm!
Verrath! Wer drang zu mir?



Credits
Writer(s): Wilhelm Richard  Wagner
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