Zug nach Hagen

Ganz ohne Absicht, ohne Plan.
Es hat sich so ergeben,
spätabends im Bistro der Bahn
in einem andern Leben.

Wir hatten unsern Zug verpasst,
du deinen und ich meinen.
Wir setzten uns an diesen Tisch,
als gäb es nur den einen.

Zwei Menschen, wie sie Zug um Zug
die Weiterfahrt vertagen.
Bis morgens früh sich selbst genug
im Bahnbistro in Hagen.

Du fuhrst nach Potsdam, ich nach Trier.
Wir haben uns versprochen:
Schon bald sehn wir uns wieder hier.
Du sagtest: "In drei Wochen."

Tatsächlich machten wir es wahr
nach einundzwanzig Tagen.
Und einer dort und einer da
stieg in den Zug nach Hagen.

Wir tauchten in den Abend ein,
grad so als wärs für immer.
Und ließen morgen morgen sein
und nahmen uns ein Zimmer.

Wir reisten ab. Hin und zurück.
Wir stellten keine Fragen.
Wir lebten für das Stundenglück
und für den Zug nach Hagen.

Dann kam der Tag, mein Zug,
der sich verspätete um Stunden.
Ich rief nach dir und suchte dich.
Und hab dich nicht gefunden.

Ich lief die Straßen auf und ab
und fragte fremde Leute.
Es war, als ob's dich niemals gab.
Mehr weiß ich nicht. Bis heute.

Wars viel zu viel? Wars nie genug?
Wer kann das heut noch sagen?
Und hier ein Zug und dort ein Zug
fährt ohne uns nach Hagen.



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