Die Hure Babylon

Der immerwährende Regen hat den Boden längst durchtränkt
Auf diesem Grund kann kaum was stehen und trotzdem muss es höher gehen
Denn ein mächtig Bauwerk hier weit hoch in den Himmel ragt
Darin Einfalt sich tummelt und mit Dekadenz sich paart

Doch droht bald zu versinken dieser Turm unter seiner Last
Auf dieser unstet Scholle aus Schlamm, Schlick und Morast
Denn wer ihn betritt, sich darum keinen Gedanken macht
Dass, was sich so hoch erhebt, auf diesem Grund nicht sicher steht

Und während uns das Regenwasser über das Gesicht rinnt
Sichern wir das Fundament
Und während tiefe Sehnsucht brennt
Sichert Kopflast das Fundament

Und während die Spitze hoch oben im Sturm schwankt
Lehnen sich dort Menschen raus, ein jeder um sein Heil bangt
Greifen Hände gierig in den Himmel nach Gott
Doch dort finden sie inh nicht und Körper fallen in die Tiefe

Mehr Wolken ziehen auf und der Himmel verdunkelt sich
Der Sturm nimmt an Stärke zu, das Treiben findet keine Ruh
Um Nachdrängen zu verhindern, weil man lieber unter sich bleibt
Schließen sie die Tore unter Geschrei nach Gerechtigkeit

Denn der Mob will Gerechtigkeit
Doch nur Geschrei danach ist was ihm bleibt
Mein alter Freund Friedrich nannte es einst Sklavenmoral
Ist es also wider die Natur oder wieder nur Natur

Und während Regen unterspühlt das tragende Fundament
Fängt man oben an zu sprechen, wie uns hier unten scheint gänzlich fremd
Denn nicht zu höherem Menschsein wurde dieses Werk erbaut
Sondern um auf die herabzusehen, die noch immer unten stehen

Und während der Regen immer weiter in den Grund sinkt
Sichern wir das Fundament
Und während tief die Seele brennt
Sichert Kopflast das Fundament

Und während der Regen tiefer in den Boden dringt
Das Erdreich aufweicht und mancher Glaube im Schlamm versinkt
Brauchen wir mehr von dem Stoff, der zusammenhält
Brauchen wir mehr von dem Geist, aus dem sich nährt die Welt

Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen
Das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner
Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold
Und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand
Voll von Gräuel und Unreinheit ihrer Hurerei
Und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimniss

Und kaum fällt das Tor ins Schloss, schlägt ein Blitz in die Spitze ein
Die oberste Etage geht in Flammen auf und Menschen schreien
Und wer es nicht gleich mitbekommt, steht gaffend anderen im Weg
An der Spitze tobt das Feuer, während Sturm durch die Gänge fegt

Und während hoch oben die Spitze in Rauch hängt
Sichern wir das Fundament
Während sturmangefacht das Feuer hochlodernd brennt
Sichert Kopflast das Fundament

Und während sich das Feuer schnell durch die Etagen frisst
Hysterie und Panik Menschen Übereinander hinweg steigen lässt
Hören wir sie innen drängen gegen das Tor
Doch wir können es nicht Öffnen, denn die Flügel gehen nach innen auf

Und war hier vielleicht auch höherer Macht Hand im Spiel
Ist es doch stets ein Mensch, der folgt falschem Ziel
Wir schätzen sie nicht besonders, die Hure Babylon
Führt der Weg zurück zur Quelle, doch stets gegen den Strom

Und es ist ein Wort, dem sie folgen und es ist mächtig und wiegt schwer
Und es ist falsches Ideal, das Herz von Kopf trennt
Und das aufzuweichen sucht selbst das mächtigste Fundament



Credits
Writer(s): Uckermann, Oliver
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