Letze Worte

Manch Rose, die ich nachts voll Hochmut pflückte,
ward über Tag schon welk in meiner Hand.
Manch Knospe, die ich ungestüm zerdrückte,
nie ihren Weg zur vollen Blüte fand.
Manch frommer Wunsch verstarb in meinen Armen,
und manch Traum wurde mir zur Wirklichkeit.
Lust und Genuss, sie kannten kein Erbarmen,
Und nagten an mir wie der Zahn der Zeit.

Und wenn mich einst des Todes Finger greifen,
Wenn nichts mehr bleibt und niemand bei mir ist.
Und wenn ich fort bin, wird es sich erweisen,
wer an mich denkt, und wer mich schnell vergisst.

Bin mit den Freunden weit hinausgezogen,
war rastlos, niemals lang an einem Ort.
Und war zum Bleiben ich einmal gewogen,
trug mich das Fernweh weiter mit sich fort.
Manch holde Maid hab ich frech belogen,
hab mit so mancher schon das Bett geteilt.
Ich sprach von Treue, hab sie dann betrogen,
und keine hatte je mein Herz geheilt.

Ich war nie gut, doch ich verstand zu leben,
war maßlos und verlangte stets zu viel.
Ich nahm mir alles und hab nichts gegeben,
doch meine Wege fanden stets ihr Ziel.
Manch blutig Schlacht hab ich im Zorn geschlagen,
so manchem falschen Freund mein Lied ich sang.
Feinde habe ich begraben und keinem je vergeben,
oft tot gesagt, blieb ich dennoch am Leben.

Lacht für mich, so wie ich mit euch lachte,
vergebt mir, wie man einem Freund vergibt.
Gedenket meiner, wie ich von mir dachte,
hier liegt einer, der das Leben liebt.



Credits
Writer(s): Frank Heim, Jörg Roth, Michael Kaufmann
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