Und wenn die ganze Erde bebt

Jeden Abend denk ich beim Spazierengehen,
warum ist hier draußen kein Mensch zu sehen?
Doch die Nachbarn interessiert kein Abendstern,
alle sehen, wie ein Blick durchs Fenster zeigt, nur fern.

Ausgezählt und ausgelaugt und ausgebrannt,
Haus für Haus steht alles wortlos tief gebannt,
und beweisen die Bilder auch das Gegenteil,
in den Zimmern ist und bleibt die Welt noch heil.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt,
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Jede Wohnung ist ein isolierter Raum,
und durch die vier Wände dringt kaum ein Ton.
Man sieht und sieht, und was man sah vergißt man prompt,
es wird alles aufgesehen, was auf den Bildschirm kommt.

Da ist kein Platz mehr für Liebe und Begeisterung,
da stirbt jede Diskussion bei Alt und Jung.
Das einzig Frische hier ist höchstens noch das Bier,
und die Phantasie bleibt draußen vor der Tür.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt,
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Eines Abends kommt das Fernsehpublikum,
ohne daß es etwas merkt, plötzlich um,
nicht durch Langeweile oder Ungeduld,
es wird von einer fremden Macht ganz einfach eingelullt.

Durch gezielte, ständige Berieselung
mit Pessimismus schwindet schnell der letzte Schwung,
ein Schuß Rassismus, wenn der noch was übrigläßt,
ein Schuß Zynismus gibt allen dann den Rest.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt,
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.



Credits
Writer(s): Hermannus J. Herman Van Veen, Willem Wilmink, Erik Van Der Wurff, Thomas Woitkewitsch
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