Die Walküre / Act 3: "Du zeugtest ein edles Geschlecht"

BRÜNNHILDE
Du zeugtest ein edles Geschlecht;
kein Zager kann je ihm entschlagen:
der weihlichste Held, ich weiß es,
entblüht dem Wälsungenstamm.

WOTAN
Schweig' von dem Wälsungenstamm!
Von dir geschieden, schied ich von ihm;
vernichten mußt' ihn der Neid!

BRÜNNHILDE
Die von dir sich riß, rettete ihn.
Sieglinde hegt die heiligste Frucht;
in Schmerz und Leid,
wie kein Weib sie gelitten,
wird sie gebären was bang sie birgt.

WOTAN
Nie suche bei mir Schutz für die Frau,
noch für ihres Schoßes Frucht!

BRÜNNHILDE
Sie wahret das Schwert,
das du Siegmund schufest.

WOTAN
Und das ich ihm in Stücken schlug!
Nicht streb', o Maid, den Muth mir zu stören;
erwarte dein Loos, wie sich's dir wirft;
nicht kiesen kann ich es dir.
Doch fort muß ich jetzt, fern mich verziehn;
zuviel schon zögert ich hier;
von der Abwendigen wend' ich mich ab;
nicht wissen darf ich, was sie sich wünscht:
die Strafe nur muß vollstreckt ich sehn!

BRÜNNHILDE
Was hast du erdacht,
daß ich erdulde?

WOTAN
In festen Schlaf verschließ' ich dich:
wer so die Wehrlose weckt,
dem ward, erwacht, sie zum Weib!

BRÜNNHILDE
Soll fesselnder Schlaf fest mich binden,
dem feigsten Manne zur leichten Beute:
dies Eine muß du erhören,
was heil'ge Angst zu dir fleht!
Die Schlafende schütze
mit scheuchenden Schrecken,
daß nur ein furchtlos freiester Held
hier auf dem Felsen einst mich fänd!

WOTAN
Zuviel begehrst du,
zuviel der Gunst!

BRÜNNHILDE
Dies Eine mußt du erhören!
Zerknicke dein Kind, das dein Knie umfaßt;
zertritt die Traute, zertrümm're die Maid,
ihres Leibes Spur zerstöre dein Speer:
doch gieb Grausamer, nicht
der gräßlichsten Schmach sie preis!

Auf dein Gebot entbrenne ein Feuer;
den Felsen um glühe lodernde Gluth;
es leck' ihre Zung', es fresse ihr Zahn den Zagen,
der frech sich wagte,
dem freislichen Felsen zu nah'n!



Credits
Writer(s): Richard Wagner
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