Tannhäuser / Act 1: "Geliebter, sag, wo weilt dein Sinn?"

Geliebter, sag, wo weilt dein Sinn?

Zu viel! Zu viel!
O, dass ich nun erwachte!

Sag mir, was dich mühet!

Im Traum war mir's als hörte ich -
was meinem Ohr so lange fremd! -
als hörte ich der Glocken frohes Geläute!
O sag, wie lange hört' ich's doch nicht mehr?

Wohin verlierst du dich?
Was fasst dich an?

Die Zeit, die hier ich verweil',
ich kann sie nicht ermessen:
Tage, Monde gibt's für mich nicht mehr;
denn nicht mehr sehe ich die Sonne,
nicht mehr des Himmels freundliche Gestirne;
den Halm seh' ich nicht mehr,
der frisch ergrünend
den neuen Sommer bringt;
die Nachtigall hör' ich nicht mehr,
die mir den Lenz verkünde.
Hör' ich sie nie,
seh' ich sie niemals mehr?
Ha! Was vernehm' ich?
Welch' tör'ge Klagen!
Bist du so bald der holden Wunder müde,
die meine Liebe dir bereitet?
Oder wie? könnt'ein Gott zu sein so sehr dich reu'n?
Hast du so bald vergessen,
wie du einst gelitten,
während jetzt du dich erfreust?

Mein Sänger, auf!

Ergreif' deine Harfe;
die Liebe fei're, die so herrlich du besingst,
dass du der Liebe Göttin selber dir gewannst!
Die Liebe fei're, da ihr höchster Preis dir ward!



Credits
Writer(s): Richard Wagner
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