Das Lied von der Erde: IV. Von der schönheit

Junge Maedchen pfluecken Blumen,
Pfluecken Lotosblumen an dem Uferrande.
Zwischen Bueschen und Blaettern sitzen sie,
Sammeln Blueten in den Schoss und rufen
Sich einander Neckereien zu.

Gold'ne Sonne webt um die Gestalten,
Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,
Ihre suessen Augen wider,
Und der Zephyr hebt mit Schmeichelkosen
Das Gewebe ihrer Aermel auf,
Fuhrt den Zauber
Ihrer Wohlgerueche durch die Luft.

O sieh, was tummeln sich fuer schoene Knaben
Dort an dem Uferrand auf mut'gen Rossen,
Weithin glaenzend wie die Sonnenstrahlen;
Schon zwischen dem Geaest der gruenen Weiden
Trabt das jungfrische Volk einher!

Das Ross des einen wiehert froehlich auf
Und scheut und saust dahin,
Ueber Blumen, Graeser wanken hin die Hufe,
Sie zerstampfen jaeh im Sturm
Die hingesunk'nen Blueten.
Hei! Wie flattern im Taumel seine Maehnen,
Dampfen heiss die Nuestern!

Gold'ne Sonne webt um die Gestalten,
Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Und die schoenste von den Jungfrau'n sendet
Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach.
Ihre stolze Haltung is nur Verstellung.
In dem Funkeln ihrer grossen Augen,
In dem Dunkel ihres heissen Blicks
Schwingt klagend noch die Erregung
Ihres Herzens nach.



Credits
Writer(s): Gustav Mahler, Hans Bethge, Reinbert De Leeuw
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