Riesenglück

Dass die Sonne sich verdunkelt
Hatte man schon oft gesehn
Dass die Vögel nicht mehr flogen
War vielleicht noch zu verstehn
Dass es plötzlich kälter wurde
Lag gewiss am Abendlicht
Doch das dumpfe Beben das näher kam
Verstand man einfach nicht

Man verkroch sich in den Häusern
Niemand schlief in dieser Nacht
Nur die Kinder wurden eilig
In ihrem Bett zur Ruh gebracht
Doch man hatte eins vergessen
Und als keine Zeit mehr blieb
Saß es ganz allein am Straßenrand
Und sang sein Lieblingslied

Riesen sind nur halb so groß
Sind ja lange Zwerge bloß
Riesen haben Riesenangst
Wenn man ihnen auf der Nase tanzt

Überall sprach man Gebete
Gott beschütze dieses Kind
Selbst die stärksten Männer fühlten
Dass sie schwach und wehrlos sind
Manche fingen an zu weinen
Andere pakte kalte Wut
Doch hinauszugehen in die dunkle Nacht
Hatte niemand mehr den Mut

Und da trat er aus den Wäldern
Der gefürchtete Gigant
Einen Baum von hundert Jahren
Knickte er mit einer Hand
Und er sah das kleine Wesen
Das ihn nicht zu fürchten schien
Es ging langsam auf den Riesen zu
Und sang sein Lied für ihn

Riesen sind nur halb so groß
Sind ja lange Zwerge bloß
Riesen haben Riesenangst
Wenn man ihnen auf der Nase tanzt

Da erzitterte die Erde
Und es zog ein Sturm herauf
Und die Menschen in den Häusern
Gaben alle Hoffnung auf
Dieses Kind war länst verloren
Das war nun für alle klar
Denn es ahnte niemand in der Not
Was da draußen geschehen war

Hätten sie ihn nur gesehen
Mit dem Kind in jener Nacht
Man erlebt nicht alle Tage
Dass ein Riese tanzt und lacht
Mit einem Lächeln auf den Lippen
Ging er in den Wald zurück
Und einen Freund zu finden
Wie diese Zwei
Gilt noch heut'
Als Riesenglück



Credits
Writer(s): Rolf Zuckowski
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