Lazarus und die Tücken der Einsamkeit

Ein Kirchhof, sonderbar erstarrt
Wo man der Liebsten Leib verscharrt
Wird nächtens häufig heimgesucht
Als wäre dieser Ort verflucht
Reibt er die toten Brüste
Spürt Lazarus Gelüste
Streichelt er verfaulte Beine
Kommt dieser Greis fast von alleine

Lazarus, oh, Lazarus
Lazarus, er ist nicht tot
Sucht Liebe, wo kein Leben ist
Da er dabei den Schmerz vergisst
Lazarus, oh, Lazarus
Lazarus, er ist nicht tot
Steigt er des Nachts durch Gräberreihen
Hört man im Sarg die Toten schreien

Kann Einsamkeit nur schwer ertragen
Drum sucht er, um sich nicht zu plagen
Die Nähe zu der Totenwelt
Da ihn versteht, was hier verfällt
Lazarus versucht zu plündern
Ein Kuss von jenen toten Mündern
Er sucht nach Wärme in der Kälte
Hier draußen unterm Himmelszelte

Der Lustgewinn durch fahle Leiber,
Durch blasse Männer, faule Weiber
Wird zur Ekstase oft im Rausch
Gibt seinen Samen hin im Tausch
Er buddelt sie begierig aus
Zum Beischlaf hinterm Leichenhaus
Kann ihrem Reiz nicht widerstehen
Doch hat ein Bauer ihn gesehen

Schon steigert sich sein Lustgewinn
Zu einer großen Klimax hin
Entlädt sich, als wenn's Liebe wäre
Zurück bleibt nichts als bloße Leere
Doch rächt sich bald das ganze Dorf
Sie schlagen ihn mit Schaufeln tot
Zertrümmern Lazarus den Leib
Die Lynchjustiz nahm ihm die Not

Lazarus, oh, Lazarus
Lazarus, er ist jetzt tot
Suchte Liebe, wo kein Leben ist
Da er dabei den Schmerz vergisst
Lazarus, oh, Lazarus
Lazarus, er ist jetzt tot
Schleicht man nun nachts durch Gräberreihen
Hört man ihn unten selber schreien



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