Grabesstille

Wer hätte gedacht, dass Stille so laut ist?
Aus bunten Lebensbildern
bleibt nur staubig ergrautes
Stückwerk übrig.
Und es fühlt sich
so an als stünde Zeit still.

Was gestern noch gültig
war, steht jetzt und füllt sich
allmählich
mit ängstlicher Realität.

Wir kennen den Sturm nicht,
der hier hereinbricht,
doch den Wind dazu hab'n wir gesät.

Gestern war'n hier noch viele,
mit Zähnen und Rädern,
die Straßen mit Leben vereint.
Wer sind wir noch,
wenn wir nichts tun
und nichts leisten,
wir steh'n in vier Wänden allein.

Und allein das ist genug,
dass sich der Zweifel
durch die Köpfe quält.
Wie sollen wir
noch aufrecht stehen,
wenn unter uns der Boden fehlt?

Und über uns nur Leere
wie etwas von uns Gebautes.
Wer hätte gedacht,
dass Stille so laut ist?

Da stehen sie jetzt
und sagen
es war nur 'ne Frage
der Zeit.
Wir steh'n da
und fragen
uns was wir noch glauben,
wenn Glaubenswertes
nicht bleibt.

Welchen Wert hat Sicherheit,
und was soll das heute bedeuten?
Reue folgt dem Risiko,
wenn Jahre sich selber vergeuden.

Und wieder spricht die Stille
aus dem Nichts und sie wird laut.
Und macht, dass jeder von hier drin
auf den Sturm da draußen schaut.

Und wer zu lang Gedanken schweigt,
fängt irgendwann zu brüllen an.
Und wer zu lang alleine ist,
fängt Stille schnell zu füllen an.

Und wir sehen nur drei Meter weit,
wenn uns der Sturm erwischt.
Das Auge des Orkans ist still
doch steh'n wir darin nicht.

Was wenn in wortlosen Zeiten
nur Trostlosigkeiten
übrigbleiben?
Und während die einen
es ignorieren
die anderen zunehmend leiden?

Ein paar von uns, die schweigen.
Der Rest schaut kahle Räume an
die Nächte werden endlos sein,
wenn man nicht mehr träumen kann.

Wie kann es nur sein,
dass ein Frühling so grau ist?
Wer hätte gedacht,
dass Stille so laut ist?

Und du wirkst jetzt so weit weg,
versteckt
in deinen Himmels-Chören.
Ich glaub da ist noch
Musik in der Luft -
aber keiner kann sie hören.

Und der Sinn ist jetzt weg
und die Rechnung ist offen,
wir rennen hier kopflos ins Nichts.
Das atemlose Ichsein
ist das, was uns jetzt zerbricht.

Wie können wir noch glauben,
dass das Gute seinen Lauf geht?
Wer weiß schon, ob hier irgendjemand
jemals wieder aufsteht.

Was machen wir hier eingesperrt,
empört und privilegiert.
Was machen wir hier tatenlos,
wenn draußen bloß
der Tod regiert.

Was machen wir?
Du hast versprochen,
Trost gibt's für die Leidenden,
wo sind jetzt deine Zeichen wenn
hier meilenweit die Leichen brennen?

Was machen wir an Betten,
bei den Kranken und Vergessenen?
Gefordert Überforderten
und von sich selbst Zerfressenen?

Hilflos als das Mensch gemachte
Elend über Menschen lachte,
und das Leugnen einer Sache
Nöte an die Grenzen brachte.

Tagelanges warten
bis die Welt nicht mehr entzweit ist.
Ich schwör' ich mach drei Kreuze,
wenn das alles hier vorbei ist.

Weil wir nur noch zuseh'n
wie sich Angst durch uns're Haut frisst.
Wie kann es noch sein,
dass Stille so laut ist?
Wie kann es noch sein, dass Stille so laut ist?

Und aus dem Nichts hallt mein Sprechen wider -
und ich bereu es.
Vielleicht ist Grabesstille nur ein Zeichen
für was Neues.
Vielleicht ist Grabesstille nur ein Zeichen
für was Neues.



Credits
Writer(s): Micha Kunze, Kilian Mohns
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