Dem Mond entgegen

Er hat den Namen abgelegt wie einen Ranzen
Und was dazugehört: Den Pass, das letzte Geld
Er wollte nicht mehr mit den andern tanzen
Und keinen Aufstand, denn er war kein Held

Als er davon ging, bellten ein paar Hunde
Und nebenan gingen die Lichter aus
Er drehte ohne Grund noch eine Runde
Dann ließ er sich zurück in seinem Haus

Er aber ließ sich los und sprang, befreit
Von sich und all dem was er hinterlassen
Dem Mond entgegen, der bereit
Und nah war, fast schon anzufassen

Und so wie Winde durch die Straßen jagen
Lief er dem neuen Leben hinterher
Begann sich mit dem Dasein zu vertragen
Und man kann sagen: Er genoss das sehr

Was hat man nicht versucht aus ihm zu machen
Was hat man doch vergebens investiert
Das Leben fängt an richtig Spaß zu machen
Wenn man auf einmal nicht mehr funktioniert

Ein Name blieb zurück und eine
Codierte Nummer auf gestempeltem Papier
Die war noch ein paar Tage sehr alleine
Dann wurde sie entdeckt und archiviert

Er aber lebte herrlich und verschont
Von Bürokraten, Akten und Devisen
Genaueres weiß man nicht - auch ob der Mond
Sich von ihm fassen ließ, ist nicht bewiesen



Credits
Writer(s): Konstantin Wecker
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