Das Trauerspiel von Afghanistan

Das Trauerspiel von Afghanistan
Im Jahr 1841, in der Ballade von Theodor Fontane, 1858

Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt
Ein Reiter vor Dschellalabad hält
"Wer da!" - "Ein britischer Reitersmann"
Mit Botschaft aus Afghanistan

"Afghanistan!", er sprach es so matt
Den Reiter umdrängt die halbe Stadt
Sir Robert Sale, der Kommandant
Hebt ihn vom Pferd mit eigener Hand

Zum steinernen Wachthaus führen sie ihn
Und setzen ihn nieder an den Kamin
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht
Er atmet hoch auf und dankt und spricht

Wir waren dreizehntausend Mann
Von Kabul aus der Zug begann
Soldaten, Führer, Weib und Kind
Erstarrt, erschlagen, verraten sind

Zersprengt ist unser ganzes Heer
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt
Seht zu, ob den Rest ihr noch retten könnt

Sir Robert stieg auf den Festungswall
Offiziere, Soldaten folgten ihm all
Sir Robert sprach: "Der Schnee fällt dicht"
"Die, die uns suchen, die finden uns nicht"

Sie irren wie Blinde und sind nun so nah
So lasst sie hören, dass wir sind da
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus
Trompeter, blast in die Nacht hinaus

Da huben sie an und wurden nicht müd
Und durch die Nacht klang Lied auf Lied
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang
Dann Hochlandlieder wie Klagegesang

Sie bliesen die Nacht und über den Tag
So laut, wie Liebe nur rufen mag
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht

Die hören sollen, die hören nicht mehr
Vernichtet ist das ganze Heer
Mit dreizehntausend der Zug begann
Nur einer kam heim aus Afghanistan



Credits
Writer(s): Franz Josef Degenhardt, Theodor Fontane
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