Schenk ma fünf Minuten

schenk ma fünf minuten

es war sein papa der damals vor jahren das land verliess.
ein neuer start, ein wagnis mit der chance aufs paradies,
nach langer fahrt von griechenland bis tief ins ruhrgebiet.
eine tour die partout die nicht ohne spuren blieb.

der wind blies harsch ins gesicht in den sixties,
alles hart erarbeitet, und die familie kriegt es.
er schickt das nach hause, was er nicht ausgibt,
fliesst in den traum vom restaurant, schöner ausblick.

kaum zu glauben, als er seinen kaufladen aufmacht,
dauert et nicht lange und der laden läuft, kaufkraft
war noch da zu dieser Zeit und es scheint, das schicksal
wendet sich. kann es sein, dass die tortur zu ende ist?

letztlich brennt sich die sehnsucht nach der heimat
ein in sein herz, die familie zieht ihn heimwärts.
den kleinen stich spürt er, doch er bricht die zelte ab.
und hält dann am nächsten tag die liebsten wieder in den armen.

du stehst mit mir aum bahnhof
mia woatn auf n zug
schenk ma fünf minuten
i gib das späda zrugg

papa war wieder daheim, in der familie zu sein
entschädigt ihn bei weitem für die lange Zeit allein,
und weil beim aufenthalt im ausland für ihn wat raussprang,
macht er sich auf und verwirklich seinen traum.

kauft sich dat haus und draussen die kleine taverne,
hat sein auskommen, die gäste kommen gerne.
den festen wunsch zu lernen, seines sohnes respektierend,
schickt er ihn zur uni – mit dem Ziel zu promovieren.

zu studieren heist investieren in die zukunft
und es funktioniert mit begeisterung und zutun.
sein sohn hält bald sein diplom in den händen.
es soll sich lohnen und zum besseren sich wenden.

ne familie zu gründen mit der frau die er liebt,
ist kein spiessrutenlauf mehr, der stress kann aufhören.
doch ausgerechnet jetzt wendet sich das blatt:
sein land steht kurz vor dem staatsbankrot.

du stehst mit mir aum bahnhof ...

mit seiner freundin in den armen steht er da,
schaut ihr tief in die augen, eine lange fahrt erwartet ihn,
eine fahrt ins ungewisse, hunderte bewerbungen geschrieben,
die die antworten schuldig blieben.

akademiker wie ihn braucht man gerade nicht,
darum ham sich andere längst ins ausland abgesetzt.
jetzt ist wieder not da, danke europa.
dank der troika und den grosbanken.

papa war pionier, der in die ferne schritt.
und aus verweiflung geht sein sohn nun den gleichen weg.
und steht am bahnsteig beschämt und nimmt abschied.
um ihm zu entgehen, dem gesellschaftlichen abstieg.

das was hier abgeht geht zu gunsten der reichen -
und die rechnung zahlen wie immer die gleichen.
meine liebste - leider lässt es sich nicht vermeiden.
ich komm zurück. bis bald, kümmer dich um die kleinen!

du stehst mit mir aum bahnhof ...

text: marcel wojnarowicz
musik: marcel wojnarowicz/johann schmidt



Credits
Writer(s): Johann Schmidt, Marcel Wojnarowicz
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