Wagner: Die Walküre - Erster Aufzug - "Der Männer Sippe saß hier im Saal"

Ein Schwert verhiess mir der Vater,
ich fänd' es in höchster Not.
Waffenlos fiel ich
in Feindes Haus;
seiner Rache Pfand,
raste ich hier: -
ein Weib sah ich,
wonnig und hehr:
entzückend Bangen
zehrt mein Herz.
Zu der mich nun Sehnsucht zieht,
die mit süssem Zauber mich sehrt,
im Zwange hält sie der Mann,
der mich Wehrlosen höhnt!
Wälse! Wälse!
Wo ist dein Schwert?
Das starke Schwert,
das im Sturm ich schwänge,
bricht mir hervor aus der Brust,
was wütend das Herz noch hegt?

(Das Feuer bricht zusammen;
es fällt aus der aufsprühenden
Glut plötzlich ein greller Schein
auf die Stelle des Eschenstammes,
welche Sieglindes Blick bezeichnet
hatte und an der man jetzt deutlich
einen Schwertgriff haften sieht)

Was gleisst dort hell
im Glimmerschein?
Welch ein Strahl bricht
aus der Esche Stamm?
Des Blinden Auge
leuchtet ein Blitz:
lustig lacht da der Blick.

Wie der Schein so hehr
das Herz mir sengt!
Ist es der Blick
der blühenden Frau,
den dort haftend
sie hinter sich liess,
als aus dem Saal sie schied?

(Von hier an verglimmt das
Herdfeuer allmählich).

Nächtiges Dunkel
deckte mein Aug',
ihres Blickes Strahl
streifte mich da:
Wärme gewann ich und Tag.
Selig schien mir
der Sonne Licht;
den Scheitel umgliss mir
ihr wonniger Glanz -
bis hinter Bergen sie sank.

(Ein neuer schwacher
Aufschein des Feuers)

Noch einmal, da sie schied,
traf mich abends ihr Schein;
selbst der alten Esche Stamm
erglänzte in goldner Glut:
da bleicht die Blüte,
das Licht verlischt;
nächtiges Dunkel
deckt mir das Auge:
tief in des Busens Berge
glimmt nur noch lichtlose Glut.



Credits
Writer(s): Sheldon Lee Curry, Richard Wagner
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