Woanders ist auch nicht schön

Die Stadt, die ich jetzt mal zu Hause nenn',
wo Menschen keine Atempause kenn',
wo ich mit zugekniff'nen Augen heimwärts sause, denn
sie lehrt mich jeden Tag das Grausen wenn,

mir schon am Mittag da und hier auffällt,
dass man es oft nur mit 'nem Bier aushält,
wenn ein kaputter sein Quartier aufstellt
und seine Bitte wie ein Tier rausbellt.

Ob ich ihm etwas Geld da-lassen kann,
damit er irgendwann Fuß fassen kann;
ich sage: "Aber nicht verprassen, man!"
Und läch'le ihn dabei ge-lassen an.

Doch die Gelassenheit ist nur gespielt.
Im Innern hab ich auf die Uhr geschielt.
Mir ausgerechnet, wie lang er noch hat.
Ob ihn der Schnaps oder die Temparetur heut' killt.

Einer sucht auf dem RAB-Gelände Flaschen;
durchwühlt - angelehnt an vollgepisste Wände - Taschen,
riecht - an einer Tüte, findet was zu Naschen.
Ich fühl' mich dreckig vom Zusehen;
ich will - Hände waschen.

Hol' mir 'nen Burger, den ich laufend schlinge.
Alle sind schön und wir kaufen Dinge.
Bin wie in Watte, als ich in 'nen Blätterhaufen springe.
Ich trinke meine Mate aus und singe.
Ich trinke meine Mate aus und singe:

Schön, wenn man ein Zuhause hat.
Seit wann bist Du mein Zuhause, Stadt?
Hab Dich oft satt;
den Gestank und das Dröhn',
aber woanders ist auch nicht schön.

Die U5 zur Frankfurter genomm',
am Ringcenter hat einer auf's Maul bekomm',
mit dickem Auge guckt der Proll benomm',
ich wette damit sieht er voll verschwomm'.

Der Netto-Punk hat seinen Hund dabei.
Er wirkt noch irgendwie gesund und neu.
Grinst überheblich; fühlt sich jung und frei.
Eine Flasche geht ohne Grund entzwei.

Der Mann im Spätkauf guckt erst finster.
Doch wenn man freundlich grüßt, dann grinst er.
Eins fünfzig für die Milch - Du spinnst ja.
Ach ist nur Geld, Ich nehm zwei - Du gewinnst ja.

Nach einer Stunde draußen will ich rein.
Ich wohn' nicht weit von hier doch will nicht heim.
Sechshundert Euro Miete Friedrichshain.
Und das soll heutzutage billig sein.

Schön, wenn man ein Zuhause hat.
Seit wann bist Du mein Zuhause, Stadt?
Hab Dich oft satt;
den Gestank und das Dröhn',
aber woanders ist auch nicht schön.

wenn man ein Zuhause hat.
Seit wann bist Du mein Zuhause, Stadt?
Hab Dich oft satt;
den Gestank und das Dröhn',
aber woanders ist auch nicht schön.
aber woanders ist auch nicht schön.

Proppenvoll ist die Party dran.
Mit Skandinaviern und Spaniern.
Ein Pegel wie auf Klassenfahrt, oh man.
Hauptsache ist, der Hipsterbart ist dran.

Die Lichtenberger Glatze schmollt.
Er hätte auch 'n Sitzplatz gewollt.
Mit seinem Schlagring aus Katzengold
ist er auf Ärger und Rabatz gepolt.

Er hasst sie alle doch reißt sich zusamm'.
Er wär alleine gegen hundert Mann.
Zwei Mädchen sprechen ihn verwundert an,
ob er sie mal fotografieren kann.

Man sieht's ihm an, er ist sofort verknallt.
Er wirft den Hass über Bord und lallt:
"Where are you from - wo wollt ihr Biester hin?
I'm from the best city - EAST BERLIN."

Schön, wenn man ein Zuhause hat.
Seit wann bist Du mein Zuhause, Stadt?
Hab Dich oft satt;
den Gestank und das Dröhn',
aber woanders ist auch nicht schön.

wenn man ein Zuhause hat.
Seit wann bist Du mein Zuhause, Stadt?
Hab Dich oft satt;
den Gestank und das Dröhn',
aber woanders ist auch nicht schön.
aber woanders ist auch nicht schön.



Credits
Writer(s): Sven Rathke
Lyrics powered by www.musixmatch.com

Link