Faust

"Aber heute find' ich's nicht so geil
Ich mein', wer Schweißbänder aus Modegründen trägt, muss ein klein wenig behindert sein"
"Haha! Schon wieder nicht getroffen, du Spast"
"Seid ihr behindert oder versteh' ich den Witz nicht?"
"Mann, ich bin dankbar für jedes Gespräch
Egal, wie behindert und nervig es auch war, ist okay"
"Mann, aber wen kümmert's, ist gleichermaßen behindert"
"Na also, hab' ich wieder recht gehabt
Du sagst mein Album wird gut? Lass uns wetten Spast!"
"Was modebewusst? Du bist ein Spast
Und das ist sehr behindert"
"Was auch immer das heißt!
"Dieser Text ist extrem krass behindert"
"Bin mir immer noch nicht sicher, wie ich das so find
Seh'n zu könn', dass manche meiner Fans halt Spasten sind"
Themawechsel

Faust schreibt: "Im Anfang war die Tat"
Und nicht das Wort, ist mir jetzt nicht ganz klar, was das heißt
Denn ich kenn da so'n Wort, das aus Buchstaben besteht
Es beginnt mit B-e- und endet mit -hindert
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob des was dieser Faust gesagt hat dann Sinn macht
Was ist behindert? Ein Mensch mit 'ner geistigen oder körperlichen Einschränkung, oder?
Heißt es nicht so was? Und ist das dann die Tat und das Wort kam dann danach?
Oder wie läuft das? Und warum zum Teufel hat das Wort dann eine andere Bedeutung?
Ich bin verwirrt, ich dachte er hat gesagt, das Wort hinge von der vorrausgegangenen Tat ab
Ist viel zu kompliziert, das geht auch simpler, wenn das die Aussage ist, ist der Satz voll behindert

Worte sind keine Waffen, Worte sind die Tat, die mit ihnen begangen wurde
Diskriminierung ist nicht cool, du Spast, Diskriminierung ist behindert
Worte sind keine Waffen, Worte sind die Tat, die mit ihnen begangen wurde
Diskriminierung ist nicht cool, du Spast, Diskriminierung ist behindert

Manche Leute bezeichnen andere als Spasten und damit meinen
Sie wahrscheinlich in keiner Weise Menschen, die an Spastizität leiden
Solche würden sie wahrscheinlich nie als Spasten bezeichnen
Was ist denn da die Tat und was die Bedeutung?
Kann man dann "behindert" sagen oder ist das trotzdem nicht cool?
Sie meinen, wenn man schwarz ist, dann hat man das Recht drauf, das N-Wort zu sagen
Heißt: Wenn ein geistig oder körperlich Beeinträchtigter
"behindert" sagen würde, dann wär' das anscheinend nicht verkehrt
Und wir dachten unsere Generation sei aufgeklärt
Man hätte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt
Das waren Sexisten, Schwulenfeinde, Rassisten und wir korrigierten später ihre Ansichten
Wer weiß, ob unsere Kinder dann nicht irgendwann sagen werden, dass unsere Ansichten behindert war'n?

Worte sind keine Waffen, Worte sind die Tat, die mit ihnen begangen wurde
Diskriminierung ist nicht cool, du Spast, Diskriminierung ist behindert
Worte sind keine Waffen, Worte sind die Tat, die mit ihnen begangen wurde
Diskriminierung ist nicht cool, du Spast, Diskriminierung ist behindert

Alles ist irgendwie behindert
Keine Arbeit finden ist behindert
Defekte Fahrstühle sind behindert
Langeweilen, beim Arzt im Wartezimmer, ist behindert
Auf der Straße angestarrt werden ist behindert
Medikamente jeden Tag nehmen ist behindert
Sprachtherapie beim Logopäden ist behindert
Mit 'nem Gendefekt geboren werden ist behindert
Asperger Syndrom haben ist behindert
Ein Leben im Rollstuhl ist so was von behindert
Ja okay, das klingt vielleicht behindert
Aber ich mein ja "behindert" nicht im Sinne von behindert

"Hast du grade 'Schwuchteln' gesagt?"
"Ja, das sollte nicht schwulenfeindlich sein, ich meinte es eher im Sinne von 'schwach'."
"Warum sagst du dann nicht 'schwach'?"
"Naja, zum Beispiel sag' ich ja auch "Scheiße" statt "Mist", verstehst du? Hat mehr Power, ist einfach die Schimpfwortsteigerung von 'schwach'."
"Nein, ist es nicht. Das ist ein typisches Hasswort, das Homophobie fördert, damit werden Schwule ganz fies abgekapselt."
"Also, du kennst mich, ich hab' für eingetragene Lebenspartnerschaften gestimmt!"
"Dann sag lieber nicht 'Schwuchtel'."
"Tu' ich nicht! Ich sprech' damit ja keine realen Personen an, besonders keine, die homosexuell sind."
"Und damit ist es dann gut?"
"Ja, das würde ich sagen. Also moralisch habe ich damit wirklich keine Probleme."
"Solange es niemanden direkt bezeichnet, ist es okay? Nehmen wir mal an, ich nenne meine schwarze Geldbörse von jetzt an 'Nigger'. Schatz, hast du meinen Nigger gesehen? Ich kann meinen Nigger nirgendwo finden. Und ich meine den Teuren."
"Okay, ich werd' dran arbeiten..."
"Danke"