Der Winterabend, D.938

Es ist so [still und]1 heimlich um mich,
Die Sonn' ist unten, der Tag entwich.
Wie schnell nun heran der Abend graut.
Mir ist es recht, sonst ist mir's zu laut.
Jetzt aber ist's ruhig, es hämmert kein Schmied,
Kein Klempner, das Volk verlief und ist müd.
Und selbst, daß nicht rassle der Wagen Lauf,
Zog Decken der Schnee durch die Gassen auf.

Wie tut mir so wohl der selige Frieden!
Da sitz ich im Dunkel, ganz abgeschieden.
So ganz für mich. Nur der Mondenschein
Kommt leise zu mir ins Gemach [herein.
Brauche mich aber nicht zu genieren,
Nicht zu spielen, zu conversieren,
Oder mich sonst attent zu zeigen.]2.

Er kennt mich schon und läßt mich schweigen.
Nimmt nur seine Arbeit, die Spindel, das Gold,
Und spinnet stille, webt, und lächelt [hold]3,
Und hängt dann sein schimmerndes Schleiertuch
Ringsum an Gerät und Wänden aus.
Ist gar ein [stiller, lieber]4 Besuch,
Macht mir gar keine Unruh im Haus.
Will er bleiben, so hat er Ort,
Freut's ihn nimmer, so geht er fort.

Ich sitze dann stumm in Fenster gern,
Und schaue hinauf in Gewölk und Stern.
Denke zurück, ach weit, gar weit,
In eine schöne, verschwundne Zeit.
Denk an sie, an das Glück der Minne,
Seufze still und sinne, und sinne.



Credits
Writer(s): Franz Peter Schubert, Solkey Solkey
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