Lokalkolorit
Über dem Bett, da hängt ein Nagel,
aber ohne Bild.
Und unten auf den Dielen
liegt ein Polaroid, liegt da unter vielen,
kreuz und quer und wild.
Ein Polaroid, noch echt,
vor nicht einmal ein paar Momenten,
darauf wir, leicht verblasst,
mit zwei Flaschen in den Händen
und 'nem Willen ach so eisern
lachend übers Feld geschlendert.
Anker auf die Karte dieser Stadt,
in der sich nichts verändert
und sich nichts verändern darf.
Niemals.
Manchmal Poker, immer Lachen,
Kurze, noch paar hinterher,
lallen lachend durch die Straßen,
heim können wir nicht mehr.
Macht nix, pennen wir halt hier,
auf dem Sofa ist noch Platz,
hier, Konterbier oder wegen mir,
trinkst'e halt 'n Saft.
Bett belegt, in der Küche brät einer
Omelette für den Rest.
Lass den anderen draußen liegen,
ist besser, wenn du ihn lässt,
wo er ist, weil er kotzt und nicht weiß,
was er sagt, keiner hört, wie er sagt,
was ihn jagt.
Ist egal.
Laute Mucke läuft jetzt drin,
auf'm Balkon läuft durch den Kreis
die erste Kippe.
Nachbarn klingeln, Bullen kommen,
erst mal Chaos, rafft euch bitte -
scheiß drauf! In der Küche, hinten drin,
da steht noch ein Fass.
Alle liegen irgendwie überall,
ist nicht bequem, aber passt.
Füllen uns're Gläser mit klaren,
verschwommenen Gedanken,
doch darum geht's nicht,
heute geht es nur ums wir.
Haben uns selbst jeden Filmriss zu verdanken,
montags in Mathe, samstags bei mir.
Wenn Karten fliegen und ein kleiner Pilot
bedrohlich über Münzen kreist,
ist Denken noch nicht wichtig,
weil jeder auf sein Handeln scheißt.
Nachts über'n Zaun ins Freibad,
die blauen Augen noch mit Chlor gefüllt.
Arm in Arm den Schnaps in Himmel,
Stummes in die Nacht gebrüllt
und freudentaumelnd dann die
Fenster in der Schule eingekickt.
Letzter Bus fährt ab, wir an der
Haltestelle eingenickt.
Keine Zeit für Reue.
Suchen in der Zwischenzeit was,
weshalb wir feiern.
Wochentag vergessen, immer Richtung
Freitag steuern.
Tränen sind bedeckt - warum sie aus den
Augen feuern?
Das fragen wir uns nicht,
sondern leben die Momente,
und so wundert es am Ende
auch keinen,
warum die scheinbar
langen Jahre so schnell vergangen sind.
Fußball im Paulaner, Radler,
Adler auf der Brust.
Heute geht es nur um uns, wo alles kann
und nichts muss.
Wo der Fußball noch schön war,
Oli Kahn den Rasen pflügte,
und auch wenn nach dem Spiel dann
die Flaggen brannten,
kannten wir nur uns und das genügte.
Letzter Schultag. Trotzdem in die Schule mit
dem Rad mit dem Achter fahr'n.
Schreiend vor dem Bierzelt noch 'ne Runde
Achterbahn fahr'n
und das Feuerwerk,
jedes Jahr, klar,
treu gemerkt,
dann zusammen unterm Viadukt gekuckt.
Sommer kommt. Wie jedes Jahr.
Ja, das waren Zeiten, nicht?
Doch sechs Wochen reichen halt
bei weitem nicht,
um unsere bunten Gedanken
in Taten zu verwandeln
und Momente wie Muscheln am Strand dann
zu sammeln.
Sind jung, nicht die Welt,
sondern die Stadt gehört uns,
weil wir denken noch nicht weiter
als die Stadtrand-Tanken.
Haben trotz kopierter Jahre nicht verstanden,
wieso sich irgendwann,
irgendwas verändern muss.
Erster Kuss, sind ohne Sünde,
werfen den ersten Stein ans Fenster,
erster Frust, kennen nur uns're Gründe,
werden mit Promille Tänzer,
aber wenn dann richtig:
jede Party Highlight, immer!
Mit Bollerwagen
an Donnerstagen
schon Freiheit an die Wand gezimmert.
Und wir stapfen über Schnapsleichen
an Waldteichen,
inmitten dieses Regens da.
Und die Luft um uns rum, die färbt sich
leicht in Sepia.
Doch wir feiern die Momente,
mit Freundschaftskippen und
Gedankenblitzen,
woll'n hoch hinaus, Luftschlösser bauen,
auf den Dächern über Wolken sitzen,
uns're Träume tief in die Äste
toter Bäume ritzen...
Bis der Ast dann bricht.
Und dann kam lange Zeit nur Nichts.
Denn plötzlich, wie aus dem Nichts,
mussten alle weg.
Nur nicht die letzten sein,
die das Nest verlassen.
Plötzlich jeder Angst nicht Feste,
sondern Leben zu verpassen.
Und die einst belebten Straßen waren leer.
Und es war still.
Ein paar blieben, warteten treu
auf den leergefegten Plätzen.
Legten Blumen an Gedenktafeln aus Wolken,
mimten die Verletzten.
Trauerten Jahren hinterher,
statt selbst einen Schritt
in die Welt zu wagen.
Noch daheim, doch nie wieder
dort angekommen.
Träume jetzt auf Eis, Faust geballt,
Sicht verschwommen,
noch benommen mitbekommen,
dass alte Freunde mit neuem Menschen um
die Wette leben, in neuen Ländern.
Nur wir
sind halt alleine hier,
an jahrelangen Orten,
die sich eben nicht verändern.
Und heute?
Einmal im Jahr an Weihnachten
beisammen sitzen,
in alten Räumen, tapeziert mit Nostalgie,
wie früher lachen,
sind erwachsen
und uns geht's so gut wie nie.
Doch wir vergessen jedes Jahr 'n bisschen mehr,
müssen mühsam alte Gedanken retten.
Im Dunkeln sind bunte Gemälde
auch nur Silhouetten.
Ein paar ziehen jetzt Nasen,
ein paar schmeißen sich Teile,
ein paar, die sind ganz oben,
der Rest tanzt aus der Reihe.
Setzt Lebensgefühl auf Start.
Und macht bisschen 'was kalt.
Wir relativieren Euphorie und
erkannten dann bald,
dass selbst lebendige
Momente in Reagenzgläsern sterben,
weil sie nicht morgen sondern heute
totgelebt werden.
Doch auch wenn wir stillstehen,
gehen Sekundenzeiger weiter,
und auch wenn wir dagegen rebellieren
zeichnen Falten und Schlieren
unsere Gesichter, bis wir kapieren,
dass mit der Zeit Zeit auch was mit uns macht,
während wir vor dem Spiegel in uns stieren.
Ist ein Teil vom Leben,
das haben wir jetzt verstanden,
manche früher, manche später,
doch wir haben noch Gedanken
mit Girlanden geschmückt;
Erlebnisse vergoldet an die Wand gehängt
und wer jetzt denkt,
Familienbilder zeigen,
dass man sich schon ewig kennt,
wird erkennen,
dass zwischen den Medaillen an der Wand
auch erste tote Träume hängen.
Draußen ist September,
doch der Kalender
zeigt noch Mai.
Wir nuscheln in die Gläser,
denken nichts dabei.
Alles war egal, außer die Luft in der Lunge
und schau ich heut' zurück,
seh' ich einen Haufen junge
Leute, die so frei wie nie und
nie wieder so frei lebten.
Erlebnisse schmerzlich vergaßen
oder neue erlebten.
Mit sich kämpften, in ihren
Aufgaben aufgaben oder
einfach nur wegrannten
und die goldenen Girlanden
eigentlich nicht wirklich leiden konnten.
Manche, die neue Momente schufen,
andere, die alte zelebrierten,
und doch die immer selben Fragen suchen,
und trotz Fragezeichen überm Kopf
immer mehr kapieren,
wie sie so tickt,
diese Sache mit der Zeit.
Hinter Vergangenes dann blickt
und sich am Augenblick erfreut.
Und dieses alte Polaroid,
inmitten von bleichen Bildern verstreut,
mit einer Träne und 'nem Lachen
übers Bett dann hängt.
Und einfach unbeschwert
an unbeschwerte Zeiten denkt.
aber ohne Bild.
Und unten auf den Dielen
liegt ein Polaroid, liegt da unter vielen,
kreuz und quer und wild.
Ein Polaroid, noch echt,
vor nicht einmal ein paar Momenten,
darauf wir, leicht verblasst,
mit zwei Flaschen in den Händen
und 'nem Willen ach so eisern
lachend übers Feld geschlendert.
Anker auf die Karte dieser Stadt,
in der sich nichts verändert
und sich nichts verändern darf.
Niemals.
Manchmal Poker, immer Lachen,
Kurze, noch paar hinterher,
lallen lachend durch die Straßen,
heim können wir nicht mehr.
Macht nix, pennen wir halt hier,
auf dem Sofa ist noch Platz,
hier, Konterbier oder wegen mir,
trinkst'e halt 'n Saft.
Bett belegt, in der Küche brät einer
Omelette für den Rest.
Lass den anderen draußen liegen,
ist besser, wenn du ihn lässt,
wo er ist, weil er kotzt und nicht weiß,
was er sagt, keiner hört, wie er sagt,
was ihn jagt.
Ist egal.
Laute Mucke läuft jetzt drin,
auf'm Balkon läuft durch den Kreis
die erste Kippe.
Nachbarn klingeln, Bullen kommen,
erst mal Chaos, rafft euch bitte -
scheiß drauf! In der Küche, hinten drin,
da steht noch ein Fass.
Alle liegen irgendwie überall,
ist nicht bequem, aber passt.
Füllen uns're Gläser mit klaren,
verschwommenen Gedanken,
doch darum geht's nicht,
heute geht es nur ums wir.
Haben uns selbst jeden Filmriss zu verdanken,
montags in Mathe, samstags bei mir.
Wenn Karten fliegen und ein kleiner Pilot
bedrohlich über Münzen kreist,
ist Denken noch nicht wichtig,
weil jeder auf sein Handeln scheißt.
Nachts über'n Zaun ins Freibad,
die blauen Augen noch mit Chlor gefüllt.
Arm in Arm den Schnaps in Himmel,
Stummes in die Nacht gebrüllt
und freudentaumelnd dann die
Fenster in der Schule eingekickt.
Letzter Bus fährt ab, wir an der
Haltestelle eingenickt.
Keine Zeit für Reue.
Suchen in der Zwischenzeit was,
weshalb wir feiern.
Wochentag vergessen, immer Richtung
Freitag steuern.
Tränen sind bedeckt - warum sie aus den
Augen feuern?
Das fragen wir uns nicht,
sondern leben die Momente,
und so wundert es am Ende
auch keinen,
warum die scheinbar
langen Jahre so schnell vergangen sind.
Fußball im Paulaner, Radler,
Adler auf der Brust.
Heute geht es nur um uns, wo alles kann
und nichts muss.
Wo der Fußball noch schön war,
Oli Kahn den Rasen pflügte,
und auch wenn nach dem Spiel dann
die Flaggen brannten,
kannten wir nur uns und das genügte.
Letzter Schultag. Trotzdem in die Schule mit
dem Rad mit dem Achter fahr'n.
Schreiend vor dem Bierzelt noch 'ne Runde
Achterbahn fahr'n
und das Feuerwerk,
jedes Jahr, klar,
treu gemerkt,
dann zusammen unterm Viadukt gekuckt.
Sommer kommt. Wie jedes Jahr.
Ja, das waren Zeiten, nicht?
Doch sechs Wochen reichen halt
bei weitem nicht,
um unsere bunten Gedanken
in Taten zu verwandeln
und Momente wie Muscheln am Strand dann
zu sammeln.
Sind jung, nicht die Welt,
sondern die Stadt gehört uns,
weil wir denken noch nicht weiter
als die Stadtrand-Tanken.
Haben trotz kopierter Jahre nicht verstanden,
wieso sich irgendwann,
irgendwas verändern muss.
Erster Kuss, sind ohne Sünde,
werfen den ersten Stein ans Fenster,
erster Frust, kennen nur uns're Gründe,
werden mit Promille Tänzer,
aber wenn dann richtig:
jede Party Highlight, immer!
Mit Bollerwagen
an Donnerstagen
schon Freiheit an die Wand gezimmert.
Und wir stapfen über Schnapsleichen
an Waldteichen,
inmitten dieses Regens da.
Und die Luft um uns rum, die färbt sich
leicht in Sepia.
Doch wir feiern die Momente,
mit Freundschaftskippen und
Gedankenblitzen,
woll'n hoch hinaus, Luftschlösser bauen,
auf den Dächern über Wolken sitzen,
uns're Träume tief in die Äste
toter Bäume ritzen...
Bis der Ast dann bricht.
Und dann kam lange Zeit nur Nichts.
Denn plötzlich, wie aus dem Nichts,
mussten alle weg.
Nur nicht die letzten sein,
die das Nest verlassen.
Plötzlich jeder Angst nicht Feste,
sondern Leben zu verpassen.
Und die einst belebten Straßen waren leer.
Und es war still.
Ein paar blieben, warteten treu
auf den leergefegten Plätzen.
Legten Blumen an Gedenktafeln aus Wolken,
mimten die Verletzten.
Trauerten Jahren hinterher,
statt selbst einen Schritt
in die Welt zu wagen.
Noch daheim, doch nie wieder
dort angekommen.
Träume jetzt auf Eis, Faust geballt,
Sicht verschwommen,
noch benommen mitbekommen,
dass alte Freunde mit neuem Menschen um
die Wette leben, in neuen Ländern.
Nur wir
sind halt alleine hier,
an jahrelangen Orten,
die sich eben nicht verändern.
Und heute?
Einmal im Jahr an Weihnachten
beisammen sitzen,
in alten Räumen, tapeziert mit Nostalgie,
wie früher lachen,
sind erwachsen
und uns geht's so gut wie nie.
Doch wir vergessen jedes Jahr 'n bisschen mehr,
müssen mühsam alte Gedanken retten.
Im Dunkeln sind bunte Gemälde
auch nur Silhouetten.
Ein paar ziehen jetzt Nasen,
ein paar schmeißen sich Teile,
ein paar, die sind ganz oben,
der Rest tanzt aus der Reihe.
Setzt Lebensgefühl auf Start.
Und macht bisschen 'was kalt.
Wir relativieren Euphorie und
erkannten dann bald,
dass selbst lebendige
Momente in Reagenzgläsern sterben,
weil sie nicht morgen sondern heute
totgelebt werden.
Doch auch wenn wir stillstehen,
gehen Sekundenzeiger weiter,
und auch wenn wir dagegen rebellieren
zeichnen Falten und Schlieren
unsere Gesichter, bis wir kapieren,
dass mit der Zeit Zeit auch was mit uns macht,
während wir vor dem Spiegel in uns stieren.
Ist ein Teil vom Leben,
das haben wir jetzt verstanden,
manche früher, manche später,
doch wir haben noch Gedanken
mit Girlanden geschmückt;
Erlebnisse vergoldet an die Wand gehängt
und wer jetzt denkt,
Familienbilder zeigen,
dass man sich schon ewig kennt,
wird erkennen,
dass zwischen den Medaillen an der Wand
auch erste tote Träume hängen.
Draußen ist September,
doch der Kalender
zeigt noch Mai.
Wir nuscheln in die Gläser,
denken nichts dabei.
Alles war egal, außer die Luft in der Lunge
und schau ich heut' zurück,
seh' ich einen Haufen junge
Leute, die so frei wie nie und
nie wieder so frei lebten.
Erlebnisse schmerzlich vergaßen
oder neue erlebten.
Mit sich kämpften, in ihren
Aufgaben aufgaben oder
einfach nur wegrannten
und die goldenen Girlanden
eigentlich nicht wirklich leiden konnten.
Manche, die neue Momente schufen,
andere, die alte zelebrierten,
und doch die immer selben Fragen suchen,
und trotz Fragezeichen überm Kopf
immer mehr kapieren,
wie sie so tickt,
diese Sache mit der Zeit.
Hinter Vergangenes dann blickt
und sich am Augenblick erfreut.
Und dieses alte Polaroid,
inmitten von bleichen Bildern verstreut,
mit einer Träne und 'nem Lachen
übers Bett dann hängt.
Und einfach unbeschwert
an unbeschwerte Zeiten denkt.
Credits
Writer(s): Kilian Mohns, Micha Kunze
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