Der Nebel

Ja, das ist ein Problem,
wenn Sie mich so direkt frag'n.
Sie frag'n mich was ich trink'n will -
Jo, was soll ich Ihnen sag'n ...
Schauens, in meinem Alter,
man sieht's mir zwar nicht an,
doch ich bin nicht mehr der Jüngste -
sie sog'n, des mocht nix bei an Mann ...?
Ja, ich habe was geleistet
und ich war kein Heiliger,
doch immer, wenn ma Zeit brauchert,
hat man's eiliger.
Sie sind eine schöne Frau,
in Ihren Augen könnt' ma fast versinken ...
wos, wos haben's g'sagt ... ah genau,
wos soll i trink'n?
Jo zeigen's halt einmal was es so gibt ...
Ich hätt' g'rad a Faible
für an Black Lable
an dem hätt' ich gern einmal genippt!

Ja, ich bin verheiratet,
ein Mann braucht ein Zuhaus' ...
aber, nein, mit meiner Frau
ist es diesbezüglich aus.
Wissen Sie, ich brauch' das Neue -
im Grund' bin ich ja treu -
aber hie und da braucht ein Mann
den Duft von an ander'n Parfüm!
Ja früher, da war das anders,
ich war ein ganz ein Schlechter ...
no, Sie versteh'n schon, was ich mein',
ich bin auch heut' kein Kostverächter!
Schau'n Sie, eine Frau, wie Sie,
die denkt doch modern ...
eine reizende Garconniere,
finanziert von an situierten Herrn!
No, so ein Drink is ja sehr schnell gekippt -
also, was nehm' i,
geben's ma an Remy
an dem hätt' ich gern amoi genippt!

Mei, können Sie schön schau'n,
Ihr Blick tut ja schon fast weh,
drum schau ich Ihnen nicht ins Auge,
sondern ins Decollete.
... wos, wos soll des haß'n, i bin b'soff'n,
wie soll ich das verstehen?
Ich bin hier der Gast,
und ich kann jederzeit auch geh'n!
Oiso, kumm jetzt, loß di streichl'n,
ich bin dir auch nicht mehr böse,
i hob an Einfluss im Rathaus
und in der Diözese.
Kumm jetzt, Zeit ist Geld,
mit mir bist immer gut berat'n!
I kann dir zwar net vü nutz'n,
aber i kann dir sehr vü schad'n!

Was ist denn die Liebe,
einer nimmt und einer gibt ...
no bitte, dann nimm i
an Wodka-Martini,
an dem hätt' ich gern einmal genippt!
Und dann flüster' mir ins Ohr,
du bist in mich verliebt,
und dann zeig mir was Scharfes,
ich zahl's und ich darf es
mir nehmen, weil ich der bin, der gibt



Credits
Writer(s): Wolfgang Ambros
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