Moritat des Leierkastenmanns

Hier auf dem Jahrmarkt am Rande der Welt
Kurble und kurble ich was das Zeug hält
Die knochigen Hände seit Jahren schon schwer
Allabendlich bleibt mein Teller leer

Sie laufen und laufen an mir vorbei
Ob arm oder reich, es ist Einerlei
Eilig sie alle vorüber gehen
– doch niemand bleibt stehen

Ich leiere, leiere, leide vor euch
In stetiger Demut bei Tag und bei Nacht
Ich leiere, leiere leide für euch
Als kurbelnd ich starb habt ihr nur gelacht

Tänze und Märsche und Bänkellieder
Geben die Walzen im Wechsel wider
Ich bin nur ein Gaukler, ein einsamer Tor
Und spiele euch täglich die Moritat vor

Die Kurbel rotiert, wieder und wieder
Pfeift meine Orgel die selben Lieder
Bei Wind und Wetter, bei Wasser und Brot
Spiel ich mit dem Tod

Es ziehen die Jahre ins Land ohne Rasten
Ich kurble verwesend an meinem Kasten
Für bettelnde Fratzen ist der Spott groß
Im Siechtum zu orgeln mein ewiges Los

Nur in meinen Liedern konnte ich leben
Doch ungehört war mein Leben vergebens
Ich wollte immer nur ein Teil von euch sein
Nun steh ich auf meinem Jahrmarkt allein



Credits
Writer(s): Michael Tamme
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