Zeitraffer

Eine dunkle Szene, Zeitraffer,
ein Schlafzimmer, perfektes Schwarzweißcover.
Ein Mann sitzt auf der Bettkante und steht auf,
freier Oberkörper, 7 Uhr, er ruht sich aus.
Ein paar Sit-Ups, der Tag beginnt.
Er ist müde, reißt Gardinen auf, das macht ihn blind,
setzt den Hörer auf, schließt die Wohnung ab,
in einem langen Gang laufen seine Sohlen im Takt.
Die Kamera folgt seinem Gang,
er drückt die 17 im Fahrstuhl, kein Pack drinnen, Gott sei Dank.
Sieht sich selbst in der Straße spielen
als Kind schon vor Jahren, bis es Abend wird.
Derselbe Weg, chronisch, jeden Morgen
zwischendurch Spielplätze, Rosen in Beton.
Abspann, ein Schwenk, er geht in die Sonne,
ein eiskalter, hellblauer Wintermorgen.

Zeitraffer - Schritt für Schritt,
ich leb'im Zeitraffer - Die Uhr tickt und tickt.

Klassische Szene, 13 Uhr, weißer Raum,
ein Lächeln im Gesicht und verweinte Augen,
er zieht die Krawatte gerade, knüpft das Hemd zu,
die Uhr tickt, Sekunden werden endlos.
Ein Licht flackert, das Wasser kühlt,
ein Penner nebenan, der im Abfall wühlt.
Er schaut in den Spiegel vor seinen Augen,
seit ein paar Jahren zwingt er sich niemanden zu glauben.
Leute drängeln sich vorbei,
Hektik, sie rennen gegen die Zeit.
Er betritt seine Bürotüre,
60 Stunden in der Woche erträgt er diesen Geruch hier.
Und es hört nicht auf, er setzt sich hin,
Rente, er wartet bis er 60 wird,
um ein Leben in empfang zu nehmen
ohne Stress, nur noch Golf spielen und Angeln gehen.

Zeitraffer - Schritt für Schritt,
ich leb'im Zeitraffer - Die Ihr tickt und tickt.

Melancholische Szene, Häuserreihen,
Perspektive von hinten, er läuft grad'heim,
schwenkt seinen Blick zur Seite,
Harmonie, er ist für sich alleine.
Sieht den Spielplatz von früher,
auf dem er gespielt hat, als er noch ein Kind war.
Jetzt steht er da, im Anzug, wo ist die Zeit?
Leute kamen und gingen, doch was er nicht begreift
Ist, wieso das Bunte in seinem Herzen grauen wurde,
wieso er traurig ohne Ziel lebt mit tauben Ohren,
wieso die Schaukel heute stillsteht,
wie Haare zittern, es wird kalt, weil der Wind weht.
Darum muss er heim, schultert den Koffer wie ne'Waffe,
am liebsten würde er ihn liegen lassen,
sich fallen lassen, möge der Wind mich tragen,
ein eiskalter, rotgrauer Winterabend.

Zeitraffer - Schritt für Schritt,
ich leb'im Zeitraffer - Die Uhr tickt und tickt.



Credits
Writer(s): Simon Eichinger, Jan Viohl
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