Wagner: Die Walküre / Act 1 - "Friedmund darf ich nicht heißen"

Friedmund darf ich nicht heißen;
Frohwalt möcht' ich wohl sein:
doch Wehwalt muß ich mich nennen.
Wolfe, der war mein Vater;
zu zwei kam ich zur Welt,
eine Zwillings Schwester und ich.
Früh schwanden mir Mutter und Maid;
die mich gebar, und die mit mir sie barg,
kaum hab' ich je sie gekannt.
Wehrlich und stark war Wolfe;
der Feinde wuchsen ihm viel.
Zum Jagen zog mit dem Jungen der Alte;
von Hetze und Harst
einst kehrten wir heim,
da lag das Wolfsnest leer.
Zu Schutt gebrannt der prangende Saal,
zum Stumpf der Eiche blühender Stamm;
erschlagen der Mutter muthiger Leib,
verschwunden in Gluthen der Schwester Spur:
uns schuf die herbe Noth
der Neidinge harte Schaar.
Geächtet floh der Alte mit mir;
lange Jahre lebte der Junge mit Wolfe im wilden Wald:
manche Jagd ward auf sie gemacht;
doch muthig wehrte das Wolfspaar sich.
Ein Wölfing kündet dir das,
den als "Wölfing" mancher wohl kennt.
Wunder und wilde Märe
kündest du, kühner Gast,
Wehwalt der Wölfing!
Mich dünkt, von dem wehrlichen Paar
vernahm ich dunkle Sage,
kannt' ich auch Wolfe und Wölfing nicht.
Doch weiter künde, Fremder:
wo weilt dein Vater jetzt?
Ein starkes Jagen auf uns
stellten die Neidinge an:
der Jäger viele fielen den Wölfen,
in Flucht durch den Wald
trieb sie das Wild;
wie Spreu zerstob uns der Feind.
Doch ward ich vom Vater versprengt;
seine Spur verlor ich, je länger ich forschte:
eines Wolfes Fell nur traf ich im Forst;
leer lag das vor mir, den Vater fand ich nicht.



Credits
Writer(s): Sheldon Lee Curry, Richard Wagner
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