Der Galgenvogel

Der Galgenvogel

Ein karger Vogel bin ich, fresse Aas
Ich aase jene, die der Mob vergaß
Hier oben auf dem Galgenberg
Zu warten ist mein täglich Werk

Meist ist es einsam, trist und düster
Wenn nur der Wind unheimlich flüstert
Sie richten hier auf diesem Flur
Im Wochentakt die Menschen nur

Die Zeit dazwischen heißt es hungern
Und darbend auf den Balken lungern
Es spuken oft verwirrte Seelen
Für mich wenn sie das Licht verfehlen

Oft kreische ich aus Langeweile
Dann kommen sie in großer Eile
Auf Fressen hoffend aus der Ferne
Kein Galgenvogel hungert gerne

Doch heute muss ein Festtag sein
Ich hör es schon von Weiten schreien
Sie bringen mir ein Menschenmahl
Um zu beenden meine Qual

Mit einem Ruck bricht das Genick
Er baumelt leblos nun am Strick
Im letzten Fall war er alleine
Und hilflos schaukeln seine Beine

Die Seele steigt empor, ist endlich frei
Mein Lohn für all die Warterei
Ist frisch gehängtes Menschenfleisch
Hört nur der Vögel freudiges Gekreisch!



Credits
Writer(s): Michael Tamme
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