Tannhäuser / Act 3: "Da sank ich in Vernichtung dumpf darnieder" - "Halt ein! Unsel'ger"

TANNHÄUSER
Da sank ich in Vernichtung dumpf darnieder,
die Sinne schwanden mir.
Als ich erwacht', auf ödem
Platze lagerte die Nacht,
von fern her tönten frohe
Gnadenlieder.
Da ekelte mich der holde Sang -
von der Verheissung lügnerischem
Klang, der eiseskalt mich
in die Seele schnitt, trieb
Grausen mich hinweg mit wildem Schritt.
Dahin zog's mich, wo ich der Wonn'und Lust
so viel genoss, an ihre warme Brust!
Zu dir, Frau Venus, kehr' ich wieder,
in deiner Zauber holde Nacht;
zu deinem Hof steig' ich darnieder,
wo nun dein Reiz mir ewig lacht!

WOLFRAM
Halt ein! Halt ein, Unsel'ger!

TANNHÄUSER
Ach, lass mich nicht vergebens suchen -
wie leicht fand ich doch einstens dich!
Du hörst, dass mir die Menschen fluchen -
nun süsse Göttin, leite mich!

WOLFRAM
Wahnsinniger, wen rufst du an?
Leichte Nebel ziehen auf.

TANNHÄUSER
Ha! Fühlest du nicht milde Lüfte?

WOLFRAM
Zu mir! Es ist um dich getan!

TANNHÄUSER
Und atmest du nicht holde Düfte?
Hörst du nicht die jubelnde Klänge?

WOLFRAM
In wilden Schauern bebt die Brust!

TANNHÄUSER
Das ist der Nymphen tanzende Menge!
Herbei, herbei zu Wonn'und Lust!
Durch die rosige Dämmerung gewahrt
man wirre Bewegungen tanzender Nymphen.

WOLFRAM
Weh, böser Zauber tut sich auf!
Die Hölle naht mit wildem Lauf.

TANNHÄUSER
Entzücken dringt durch meine Sinne,
gewahr' ich diesen Dämmerschein;
dies ist das Zauberreich der Minne,
im Venusberg drangen wir ein!



Credits
Writer(s): Richard Wagner
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