büroklammer

Ein freund von mir meinte mal, er würde ja gerne rappen
Doch er hat nichts zu erzählen
Denn er kommt nicht von der straße, hat nie schlimmeres gesehen
Und ganz ehrlich: ich kann ihn gut verstehen
HipHop war doch immer schon ermächtigung von menschen ohne macht
Soundtrack von den hauptbahnhöfen jeder Stadt
Aufschrei der randgruppen und black culture bis ins letzte
Also warum soll ein weißer gutbetuchter junge rappen?
Ey ich hab nicht diesen hintergrund, die welt verwehrt mir gar nix
Meinen weg versperrt mir gar nix, alles passt so wie es grad ist
Könnte stolz sein aufs abi, stolz auf die praktika
Die selbstvertrauensquelle hier die braucht ein andererer
Erst recht eine andere, doch ich stehe wie gewohnt vorm mikrofon
Doch frage mich immer öfter wieso ichs tu
Weiß, männlich, hetero, deutscher name, junge jahre
Bildungsgrade und sogar relativ gesund
Eyo mir wird zugehört, bin weder zu bedauern noch zu empowern
Und trotzdem tu ich unzufriedenheit kund
Ich profitere von der welt, muss mich nicht befreien
Leide nicht unter ihr sondern darunter ein teil von ihr zu sein
Und sogar wenn ich sie nicht so sehr bräuchte
Bin ich von der enttäuschenden Welt zu sehr geprägt um sie zu enttäuschen
So finde ich beispielsweise Kraft in nem Geschlechterstereotyps
Das mich immer wenn ich ganz kurz schwach werde besiegt
Genau dasselbe gottverdammte bild von maskulinität
Das mich dann in die lage versetzt in der neues entsteht
Das mich als gott oder als wertlos präsentiert und hintergeht
Führt dazu dass mann sich an frauen vergeht
Das kann nicht in mir bleiben, und ich streite und schreibe und ich leide
Und ich meide diese scheiße und ich weine
Mein kampf ist nicht der der unterdrückten und er wird es nie sein
Es ist der kampf dagegen unterdrücker zu sein
Das ist lang kein Grund das hier als hiphop zu bezeichnen
Aber hiphop ist kampf und jetzt kennt ihr meinen
Ich bin mc und bau mir grad ein image auf, wie sieht das aus?
Ich bin das schönste mädchen deiner klasse, das du dich nicht anzusprechen traust
Der kaktus auf dem fensterbrett der kaum etwas braucht
Doch ohne wasser stirbt und ohne deine liebe verstaubt
Der wegen stacheln nichts an sich ranzulassen glaubt
Doch sich niemals echte dornen zutraut
Ich bin dein dad vor der sportschau, deine mum beim wischen
Ich bin weder kunstfigur noch mensch, ich bin die differenz dazwischen
Der implizite rassismus, den du bei dir entdeckst
Wenn du dinge sagst, mit denen du dich selber erschreckt
Bin der typ der die tür aufhält während du fahrkarten kaufst
Bin der streit im suv und das gespräch im sev
Bin der perfekte depressive song beim sbahnfahrn
Bin die tränen im schaumwein und dann wieder gut drauf sein
Und ihr rapper habt ja wirklich alle gar keinen plan
Trifft sich ausgezeichnet - ich hab auch keinen
Doch ich seh halt doch die kleinigkeit die alles noch zusammenhält
Seh in büroklammern eine wunvolle welt
Ich seh die wärme eines motors nach erschöpfender fahrt
Sehe in bemalten gesichtern den göttlichen schlaf
Sehe das verbindende sogar noch bei einem scheidungsvertrag
Sehe die annehmbaren dinge im beschissenen tag

Dein vater hat dir einen flügel vermacht
Der steht jetzt in deiner kleinen wohnung direkt unter dach
Und wenn du darauf spielst, kommt alles zusammen
Dann wissen wir wohin wir gehen und auch von wo wir stammen
Können das wahrnehmen, nachgespürt und nachgegangen
Ohne erwartung von uns selbst oder auch nicht von andren
Schwerelos und tief verwurzelt ist etwas entstanden
Die büroklammern halten unbemerkt die welt zusammen

Ich bin der dirigent
Deutscher rap ist mein orchester
Willkommen in der wundervollen welt der büroklammern
Wundervolle welt der büroklammern



Credits
Writer(s): Emil Kafitz
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