Richard Wagner, Helen Watts, Anita Valkki, Grace Hoffman, Wiener Philharmoniker & Sir Georg Solti -
Wagner: Götterdämmerung
Götterdämmerung / Prologue: "Es ragt die Burg, von Riesen gebaut"
DIE DRITTE NORN (das Seil auffangend und dessen Ende hinter sich werfend):
Es ragt die Burg,
von Riesen gebaut:
mit der Götter und Helden
heiliger Sippe
sitzt dort Wotan im Saal.
Gehau'ner Scheite
hohe Schicht
ragt zuhauf
rings um die Halle:
die Weltesche war dies einst!
Brennt das Holz
heilig brünstig und hell,
sengt die Glut
sehrend den glänzenden Saal:
der ewigen Götter Ende
dämmert ewig da auf.
Wisset ihr noch,
so windet von neuem das Seil;
von Norden wieder werf' ich's dir nach.
(Sie wirft das Seil der zweiten Norn zu)
DIE ZWEITE NORN (schwingt das Seil der ersten hin, die es vom Zweige löst und es an einen andern Ast wieder anknüpft):
Spinne, Schwester, und singe!
DIE ERSTE NORN (nach hinten blickend):
Dämmert der Tag?
Oder leuchtet die Lohe?
Getrübt trügt sich mein Blick;
nicht hell eracht' ich
das heilig Alte,
da Loge einst
entbrannte in lichter Brunst.
Weisst du, was aus ihm ward?
DIE ZWEITE NORN (das zugeworfene Seil wieder um den Stein windend):
Durch des Speeres Zauber
zähmte ihn Wotan;
Räte raunt' er dem Gott.
An des Schaftes Runen,
frei sich zu raten,
nagte zehrend sein Zahn:
da, mit des Speeres
zwingender Spitze
bannte ihn Wotan,
Brünnhildes Fels zu umbrennen.
Weisst du, was aus ihm wird?
DIE DRITTE NORN (das zugeschwungene Seil wieder hinter sich werfend):
Des zerschlagnen Speeres
stechende Splitter
taucht einst Wotan
dem Brünstigen tief in die Brust:
zehrender Brand
zündet da auf;
den wirft der Gott
in der Welt-Esche
zuhauf geschichtete Scheite.
(Sie wirft das Seil zurück, die zweite Norn windet es auf und wirft es der ersten wieder zu)
DIE ZWEITE NORN: Wollt ihr wissen,
wann das wird?
Schwinget, Schwestern, das Seil!
DIE ERSTE NORN (das Seil von neuem anknüpfend):
Die Nacht weicht;
nichts mehr gewahr' ich:
des Seiles Fäden
find' ich nicht mehr;
verflochten ist das Geflecht.
Ein wüstes Gesicht
wirrt mir wütend den Sinn:
das Rheingold
raubte Alberich einst: -
weisst du, was aus ihm ward?
DIE ZWEITE NORN (mit mühevoller Hand das Seil um den zackigen Stein des Gemaches windend):
Des Steines Schärfe
schnitt in das Seil;
nicht fest spannt mehr
der Fäden Gespinst;
verwirrt ist das Geweb'.
Aus Not und Neid
ragt mir des Niblungen Ring:
ein rächender Fluch
nagt meiner Fäden Geflecht.
Weisst du, was daraus wird?
DIE DRITTE NORN (das zugeworfene Seil hastig fassend):
Zu locker das Seil,
mir langt es nicht.
Soll ich nach Norden
neigen das Ende,
straffer sei es gestreckt!
(Sie zieht gewaltsam das Seil an: dieses reisst in der Mitte)
Es riss!
DIE ZWEITE: Es riss!
DIE ERSTE: Es riss!
(Erschreckt sind die drei Nornen aufgefahren und nach der Mitte der Bühne zusammengetreten: sie fassen die Stücke des zerrissenen Seiles und binden damit ihre Leiber aneinander)
DIE DREI NORNEN: Zu End' ewiges Wissen!
Der Welt melden
Weise nichts mehr.
Hinab! Zur Mutter! Hinab!
(Sie verschwinden)
(Tagesgrauen. - Wachsende Morgenröte, immer schwächeres Leuchten des Feuerscheines aus der Tiefe)
Es ragt die Burg,
von Riesen gebaut:
mit der Götter und Helden
heiliger Sippe
sitzt dort Wotan im Saal.
Gehau'ner Scheite
hohe Schicht
ragt zuhauf
rings um die Halle:
die Weltesche war dies einst!
Brennt das Holz
heilig brünstig und hell,
sengt die Glut
sehrend den glänzenden Saal:
der ewigen Götter Ende
dämmert ewig da auf.
Wisset ihr noch,
so windet von neuem das Seil;
von Norden wieder werf' ich's dir nach.
(Sie wirft das Seil der zweiten Norn zu)
DIE ZWEITE NORN (schwingt das Seil der ersten hin, die es vom Zweige löst und es an einen andern Ast wieder anknüpft):
Spinne, Schwester, und singe!
DIE ERSTE NORN (nach hinten blickend):
Dämmert der Tag?
Oder leuchtet die Lohe?
Getrübt trügt sich mein Blick;
nicht hell eracht' ich
das heilig Alte,
da Loge einst
entbrannte in lichter Brunst.
Weisst du, was aus ihm ward?
DIE ZWEITE NORN (das zugeworfene Seil wieder um den Stein windend):
Durch des Speeres Zauber
zähmte ihn Wotan;
Räte raunt' er dem Gott.
An des Schaftes Runen,
frei sich zu raten,
nagte zehrend sein Zahn:
da, mit des Speeres
zwingender Spitze
bannte ihn Wotan,
Brünnhildes Fels zu umbrennen.
Weisst du, was aus ihm wird?
DIE DRITTE NORN (das zugeschwungene Seil wieder hinter sich werfend):
Des zerschlagnen Speeres
stechende Splitter
taucht einst Wotan
dem Brünstigen tief in die Brust:
zehrender Brand
zündet da auf;
den wirft der Gott
in der Welt-Esche
zuhauf geschichtete Scheite.
(Sie wirft das Seil zurück, die zweite Norn windet es auf und wirft es der ersten wieder zu)
DIE ZWEITE NORN: Wollt ihr wissen,
wann das wird?
Schwinget, Schwestern, das Seil!
DIE ERSTE NORN (das Seil von neuem anknüpfend):
Die Nacht weicht;
nichts mehr gewahr' ich:
des Seiles Fäden
find' ich nicht mehr;
verflochten ist das Geflecht.
Ein wüstes Gesicht
wirrt mir wütend den Sinn:
das Rheingold
raubte Alberich einst: -
weisst du, was aus ihm ward?
DIE ZWEITE NORN (mit mühevoller Hand das Seil um den zackigen Stein des Gemaches windend):
Des Steines Schärfe
schnitt in das Seil;
nicht fest spannt mehr
der Fäden Gespinst;
verwirrt ist das Geweb'.
Aus Not und Neid
ragt mir des Niblungen Ring:
ein rächender Fluch
nagt meiner Fäden Geflecht.
Weisst du, was daraus wird?
DIE DRITTE NORN (das zugeworfene Seil hastig fassend):
Zu locker das Seil,
mir langt es nicht.
Soll ich nach Norden
neigen das Ende,
straffer sei es gestreckt!
(Sie zieht gewaltsam das Seil an: dieses reisst in der Mitte)
Es riss!
DIE ZWEITE: Es riss!
DIE ERSTE: Es riss!
(Erschreckt sind die drei Nornen aufgefahren und nach der Mitte der Bühne zusammengetreten: sie fassen die Stücke des zerrissenen Seiles und binden damit ihre Leiber aneinander)
DIE DREI NORNEN: Zu End' ewiges Wissen!
Der Welt melden
Weise nichts mehr.
Hinab! Zur Mutter! Hinab!
(Sie verschwinden)
(Tagesgrauen. - Wachsende Morgenröte, immer schwächeres Leuchten des Feuerscheines aus der Tiefe)
Credits
Writer(s): Wilhelm Richard Wagner
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