Großstadtliebe

Man lernt sich irgendwo ganz flüchtig kennen
Und gibt sich irgendwann ein Rendezvous
Ein Irgendwas, - 's ist nicht genau zu nennen –
Verführt dazu, sich gar nicht mehr zu trennen
Beim zweiten Himbeereis sagt man sich "du"

Man hat sich lieb und ahnt im Grau der Tage
Das Leuchten froher Abendstunden schon
Man teilt die Alltagssorgen und die Plage
Man teilt die Freuden der Gehaltszulage
...Das übrige besorgt das Telephon –

Man trifft sich im Gewühl der Großstadtstraßen
Zu Hause geht es nicht. Man wohnt möbliert
- Durch das Gewirr von Lärm und Autorasen
- Vorbei am Klatsch der Tanten und der Basen
Geht man zu Zweien still und unberührt

Man küsst sich dann und wann auf stillen Bänken
- Beziehungsweise auf dem Paddelboot
Erotik muss auf Sonntag sich beschränken
... Wer denkt daran, an später noch zu denken?
Man spricht konkret und wird nur selten rot

Man schenkt sich keine Rosen und Narzissen
Und schickt auch keinen Pagen sich ins Haus
- Hat man genug von Weekendfahrt und Küssen
Lässt man's einander durch die Reichspost wissen
Per Stenographenschrift ein Wörtchen: "aus"!



Credits
Writer(s): Dota Kehr, Mascha Kaléko
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