Richard Strauss, Marie Collier, Birgit Nilsson, Wiener Philharmoniker & Sir Georg Solti -
Strauss, R.: Elektra
Elektra, Op.58: "Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren"
CHRYSOTHEMIS
Ich kann nicht sitzen
und ins Dunkel starren wie du.
Ich hab's wie Feuer in der Brust,
es treibt mich immerfort
herum im Haus,
in keiner Kammer leidet's mich,
ich muß von einer Schwelle
auf die andre, ach!
treppauf, treppab, mir ist,
als rief' es mich,
und komm' ich hin,
so stiert ein leeres Zimmer
mich an. Ich habe solche Angst,
mir zittern die Knie bei Tag und Nacht,
mir ist die Kehle wie zugeschnürt,
ich kann nicht einmal weinen,
wie Stein ist alles! Schwester,
hab Erbarmen!
ELEKTRA
Mit wem?
CHRYSOTHEMIS
Du bist es, die mit
Eisenklammern
mich an den Boden schmiedet.
Wärst nicht du,
sie ließen uns hinaus.
Wär' nicht dein Haß,
dein schlafloses,
unbändiges Gemüt,
vor dem sie zittern, ah,
so ließen sie uns ja heraus
aus diesem Kerker, Schwester!
Ich will heraus!
Ich will nicht jede Nacht
bis an den Tod hier schlafen!
Eh' ich sterbe,
will ich auch leben!
Kinder will ich haben,
bevor mein Leib verwelkt,
und wär's ein Bauer,
dem sie mich geben,
Kinder will ich ihm gebären
und mit meinem Leib sie wärmen
in kalten Nächten,
wenn der Sturm die Hütte
zusammenschüttelt!
Hörst du mich an?
Sprich zu mir, Schwester!
ELEKTRA
Armes Geschöpf!
CHRYSOTHEMIS
Hab Mitleid mit dir selber
und mit mir!
Wem frommt denn solche Qual?
Der Vater, der ist tot.
Der Bruder kommt nicht heim.
Immer sitzen wir auf der Stange
wie angehängte Vögel,
wenden links und rechts den Kopf
und niemand kommt,
kein Bruder,
kein Bote von dem Bruder,
nicht der Bote von einem Boten, nichts!
Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein
und mein Gesicht sein Mal,
und draußen geht die Sonne auf und ab,
und Frauen, die ich schlank gekannt hab',
sind schwer von Segen,
mühn sich zum Brunnen,
heben kaum die Eimer,
und auf einmal
sind sie entbunden ihrer Last,
kommen zum Brunnen wieder,
und aus ihnen selber quillt süßer Trank,
und säugend hängt ein Leben
an ihnen, und die Kinder werden groß -
Nein, ich bin ein Weib
und will ein Weiberschicksal.
Viel lieber tot,
als leben und nicht leben.
ELEKTRA
Was heulst du?
Fort! Hinein!
Dort ist dein Platz!
Ich kann nicht sitzen
und ins Dunkel starren wie du.
Ich hab's wie Feuer in der Brust,
es treibt mich immerfort
herum im Haus,
in keiner Kammer leidet's mich,
ich muß von einer Schwelle
auf die andre, ach!
treppauf, treppab, mir ist,
als rief' es mich,
und komm' ich hin,
so stiert ein leeres Zimmer
mich an. Ich habe solche Angst,
mir zittern die Knie bei Tag und Nacht,
mir ist die Kehle wie zugeschnürt,
ich kann nicht einmal weinen,
wie Stein ist alles! Schwester,
hab Erbarmen!
ELEKTRA
Mit wem?
CHRYSOTHEMIS
Du bist es, die mit
Eisenklammern
mich an den Boden schmiedet.
Wärst nicht du,
sie ließen uns hinaus.
Wär' nicht dein Haß,
dein schlafloses,
unbändiges Gemüt,
vor dem sie zittern, ah,
so ließen sie uns ja heraus
aus diesem Kerker, Schwester!
Ich will heraus!
Ich will nicht jede Nacht
bis an den Tod hier schlafen!
Eh' ich sterbe,
will ich auch leben!
Kinder will ich haben,
bevor mein Leib verwelkt,
und wär's ein Bauer,
dem sie mich geben,
Kinder will ich ihm gebären
und mit meinem Leib sie wärmen
in kalten Nächten,
wenn der Sturm die Hütte
zusammenschüttelt!
Hörst du mich an?
Sprich zu mir, Schwester!
ELEKTRA
Armes Geschöpf!
CHRYSOTHEMIS
Hab Mitleid mit dir selber
und mit mir!
Wem frommt denn solche Qual?
Der Vater, der ist tot.
Der Bruder kommt nicht heim.
Immer sitzen wir auf der Stange
wie angehängte Vögel,
wenden links und rechts den Kopf
und niemand kommt,
kein Bruder,
kein Bote von dem Bruder,
nicht der Bote von einem Boten, nichts!
Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein
und mein Gesicht sein Mal,
und draußen geht die Sonne auf und ab,
und Frauen, die ich schlank gekannt hab',
sind schwer von Segen,
mühn sich zum Brunnen,
heben kaum die Eimer,
und auf einmal
sind sie entbunden ihrer Last,
kommen zum Brunnen wieder,
und aus ihnen selber quillt süßer Trank,
und säugend hängt ein Leben
an ihnen, und die Kinder werden groß -
Nein, ich bin ein Weib
und will ein Weiberschicksal.
Viel lieber tot,
als leben und nicht leben.
ELEKTRA
Was heulst du?
Fort! Hinein!
Dort ist dein Platz!
Credits
Writer(s): Hugo Hofmannsthal Von, Richard Dunser, Richard Strauss
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